Lang, hart und hürdenreich ist der Weg zu einer Windkraftanlage
Seit 40 Jahren reden wir von der Energiewende, doch die Umsetzung wird statt leichter immer schwerer. Heute gleicht die Umsetzung eines Windkraftprojekts einem Hürdenlauf:
Hürde 1: Die Abklärung der Genehmigung für neue Standorte verringert sich seit Jahren nicht und dauert im Schnitt 3-4 Jahre.
Hürde 2: Nach der Genehmigung ist noch alles offen. Die Projektgesellschaft muss an einer Ausschreibung teilnehmen und eine Strommenge zu einem festen Preis anbieten. Bekommt sie den Zuschlag nicht, sind mehrere Hunderttausend Euro für die Vorbereitung der Genehmigung verloren.
Hürde 3: Selbst im Erfolgsfall muss die Projektgesellschaft während der Ausschreibungsdauer ohne Ertrag vorfinanzieren.
Hürde 4: Die Finanzierung durch die Bank wird wegen der zusätzlichen Risiken teurer. Eines davon ist die rückwirkende Überprüfung des „Gütefaktors“. Hat ein Standort nur 70 Prozent des Referenzertrags einer Windmühle an einem guten Standort, so beträgt der Gütefaktor 1,29. Damit werden politisch gewollte Standorte möglich, zum Beispiel in Süddeutschland – wo der Strombedarf das Angebot übersteigt. Wenn sich der Standort im Betrieb besser als gedacht entwickelt, wird der Gütefaktor rückwirkend angepasst und der Betreiber muss unter Umständen einen sechsstelligen Betrag zurücküberweisen.
Hürde 5: Die lange Zeit, die Risiken von Genehmigung, Ausschreibung und Gütefaktor machen Bürgerbeteiligungen extrem schwierig. Nimmt man die potenziell Interessierten von Anfang an auf den 5-jährigen Hürdenlauf mit, dann wird es viele Stornos und anderes geben, was hohen Verwaltungsaufwand bedeutet. Veröffentlicht man die Bürgerbeteiligung erst, wenn alles in trockenen Tüchern ist, muss man sehr viel Geld zu hohem Risiko selbst vorstrecken.
Parallel zum Aufbau neuer Hürden setzt die Bundesregierung ihre Klimaschutzziele höher, lässt dem aber keine unterstützenden Taten folgen. Für die Erreichung von 50 Prozent Ökostrom bis 2040 müssten ca. 8.000 MW pro Jahr gebaut werden – tatsächlich sind es 1.500 MW!
Bei allem Frust gibt es einen Glücksfall: Unsere neue Windkraftanlage auf dem Langenhard im mittleren Schwarzwald hat mit sechs Monaten die kürzeste uns bekannte Genehmigungsfrist geschafft. Der Hauptgrund dürfte im Repowering liegen. Am Standort Langenhard gab es schon Erfahrung mit Windenergie. Außerdem bekamen wir in der Ausschreibung sehr schnell den Zuschlag. Wenn die Verwaltungshürden genommen sind, ist alles andere kein Problem: Mit 1,3 Millionen Euro gingen bei uns in einer Woche doppelt so viele Zeichnungswünsche ein, wie wir bedienen konnten!
Trotz Hürdenlauf gab es hier also einen starken Sprint in der Endphase. Wir sind außer Puste, aber dafür macht die Anlage bald viel Wind, pardon Strom!
Dezember 2020